Red and White Lame – eine besondere Zuchtform des Medaka
Der Medaka, wissenschaftlich Oryzias latipes, zählt zu den traditionsreichsten Zierfischen Japans und wird dort seit mehr als 400 Jahren gezielt gehalten und veredelt. Während die ursprüngliche Wildform durch ihre schlichte, bräunlich-graue Erscheinung geprägt ist, haben Züchter im Laufe der Zeit ein breites Spektrum an Farben, Glanzschuppen und Musterungen hervorgebracht. Eine der eindrucksvollsten Varianten ist der „Red and White Lame“, der durch die Kombination von Rot-Weiß-Kontrasten mit metallischem Schuppenglanz ein besonders ästhetisches Erscheinungsbild bietet.
Ursprung und Zuchtgeschichte
Die Linie „Red and White Lame“ ist Teil der sogenannten Lame-Medaka, deren Name aus dem Japanischen entlehnt ist und so viel wie „glitzernd“ oder „funkelnd“ bedeutet. Dieser Effekt entsteht durch eine spezielle Schuppenstruktur, die von Iridophoren geprägt wird – Zellen, die Licht reflektieren und so einen metallischen Schimmer erzeugen. Durch die gezielte Kreuzung von kräftig roten Linien mit rein weißen Stämmen gelang es Züchtern, Tiere mit einer harmonischen, kontrastreichen Farbverteilung und intensivem Schuppenglanz zu etablieren.
Die Veredelung dieser Linie ist stark mit der japanischen Medaka-Kultur verbunden, die sich seit den 1990er-Jahren noch einmal stark weiterentwickelt hat. In dieser Zeit entstanden zahlreiche neue Farb- und Glanzvarianten, die bewusst an die Ästhetik von Koi-Karpfen angelehnt sind. So erinnert die „Red and White Lame“-Form mit ihrer klaren Zweifarbigkeit an bekannte Koi-Zuchtformen wie Kohaku oder Taisho Sanshoku.
Körperbau und Größe
Die Tiere erreichen eine Länge von durchschnittlich 3 bis 4 Zentimetern, wobei Weibchen etwas kräftiger gebaut sind und eine rundlichere Bauchpartie aufweisen. Der Körper wirkt langgestreckt und elegant, mit einem eher geraden Rückenprofil. Flossen sind transparent bis leicht pigmentiert, können aber ebenfalls Rotanteile aufweisen, vor allem bei stärker ausgeprägten Linien. Der metallische Glanz der Schuppen zieht sich über den gesamten Rumpf, wodurch die Grundfarbe noch klarer hervortritt.
Farbmerkmale und Musterung
Das hervorstechendste Merkmal ist der Weißgrund, der durch die Lame-Struktur intensiv reflektiert. Auf diesem leuchtenden Untergrund liegen die roten Flächen, die je nach Tier unterschiedlich ausgeprägt sein können. Häufig konzentriert sich das Rot auf Kopf, Rückenpartie oder Schwanzwurzel, während der übrige Körper in strahlendem Weiß gehalten ist.
Unter optimalen Lichtbedingungen wirken die Schuppen wie mit feinen Silberpartikeln bestäubt. Besonders auffällig ist dieser Effekt im Freien oder bei Beleuchtung im Aquarium. Im Gegensatz zu einfarbigen Linien wirkt die „Red and White Lame“-Form besonders lebendig, da die Kontraste je nach Bewegung und Lichtspiel ständig variieren.
Haltung im Aquarium
Die Haltung dieser Medaka-Variante gilt als unkompliziert, doch bestimmte Rahmenbedingungen fördern Gesundheit, Vitalität und Farbintensität erheblich.
Aquariengröße und Gestaltung
Bereits Becken mit einem Fassungsvermögen ab 60 Litern sind für kleine Gruppen geeignet, wobei für die langfristige Pflege eine deutlich größere Grundfläche empfohlen wird. Ein rechteckiges Aquarium mit freier Schwimmzone bietet den Tieren Raum, ihr volles Bewegungsverhalten zu zeigen. Dichtere Randbepflanzungen mit feinfiedrigen Pflanzen wie Wasserpest oder Hornkraut schaffen Rückzugsorte, die vor allem Weibchen zur Eiablage nutzen. Schwimmpflanzen sorgen fü zusätzliche Versteckmöglichkeiten und mindern den Lichteinfall, was dazu führt dass die Tiere sich besonders wohlfühlen.
Wasserwerte
Die Art ist äußerst anpassungsfähig. Optimal sind Temperaturen zwischen 18 und 23 °C, wobei die Fische kurzfristig auch Abweichungen bis etwa 5 °C im unteren Bereich oder bis knapp 28 °C im oberen Bereich tolerieren. Langfristig sollten die Fische aber nicht in einem beheizten Aquarium leben. Bei Raumtemperaturen um 20°C fühlen sie sich besonders wohl. Der pH-Wert darf neutral bis leicht alkalisch sein (6,5–8,0), während die Härte im mittleren bis härteren Bereich liegen darf. Im Gegensatz zu vielen tropischen Zierfischen bevorzugen Medaka eher sauerstoffreiches Wasser mit leichter Strömung, was durch einen kleinen Innenfilter oder Luftheber problemlos erreicht werden kann.
Beleuchtung und Bodengrund
Eine kräftige Beleuchtung ist nicht nur für das Pflanzenwachstum, sondern vor allem für die Präsentation der Lame-Struktur wichtig. Unter hellem Licht entfalten die Tiere ihre volle Farbwirkung, wichtig ist dann aber, dass das Becken genügend Versteckmöglichkeiten wie Wasserpflanzen, Wurzeln und Schwimmpflanzen bietet. Ein heller Bodengrund wie Sand oder feiner Kies verstärkt diesen Effekt zusätzlich, da das reflektierte Licht von unten die Schuppen nochmals stärker zum Glitzern bringt. Vor einem dunklen Hintergrund kommen die Fische ebenfalls besonders gut zur Geltung.
Sozialverhalten
„Red and White Lame“ sind friedliche Schwarmfische, die am besten in Gruppen ab sechs Tieren gepflegt werden. Eine Mischung aus Männchen und Weibchen sorgt für ein natürliches Verhalten, da sich Paare bilden und Balzrituale beobachten lassen. Aggressives Verhalten ist kaum zu erwarten, lediglich in sehr kleinen Becken können Männchen untereinander Rangordnungsstreitigkeiten austragen. Trotzdem sollten nicht zu viele Männchen auf einmal gehalten werden, da diese die Weibchen mit ihrem Balzverhalten stressen könnten.
Fütterung
Die Ernährung gestaltet sich unkompliziert. Neben handelsüblichen Flocken- und Granulatfuttern nehmen die Tiere besonders gerne Lebend- und Frostfutter an, etwa Artemia, Daphnien oder Cyclops. Gerade die Zufütterung von Lebendfutter steigert die Farbintensität und fördert Vitalität sowie Fortpflanzungsbereitschaft. Auch pflanzliche Bestandteile wie Spirulina können gelegentlich angeboten werden.
Haltung im Freien
Wie viele Medaka-Linien eignen sich auch „Red and White Lame“ hervorragend für die Haltung im Sommer im Freien, beispielsweise in Teichen, Schalen oder Mörtelkübeln. Bei natürlichem Sonnenlicht intensiviert sich der metallische Schuppenglanz besonders stark. Wichtig ist ein Standort ohne extreme Überhitzung sowie ein gewisser Schutz vor Fressfeinden wie Vögeln oder Libellenlarven. Im Winter sollten die Tiere entweder drinnen überwintert werden, oder falls der Teich tief genug ist draußen.
Zucht und Nachwuchs
Die Zucht verläuft unkompliziert, doch ist eine gezielte Selektion erforderlich, um die charakteristische Farb- und Glanzverteilung zu erhalten. Weibchen tragen ihre Eier zunächst an den Bauchflossen, bevor diese an Pflanzen oder Ablaichsubstraten haften bleiben. Danach sollten die Eier aus dem Aquarium entfernt und in ein seperates Aufzuchtbecken überführt werden, da die Elten Laichräuber sind. Nach etwa zehn bis 14 Tagen schlüpfen die Jungfische und können bereits mit frisch geschlüpften Artemia Nauplien gefüttert werden.
Bei der Nachzucht zeigen sich große Unterschiede: Nicht jedes Tier weist den vollen Lame-Effekt oder eine klare Rot-Weiß-Musterung auf. Aus diesem Grund selektieren Züchter den Nachwuchs schon früh und fördern so eine Linie mit stabilen Eigenschaften.
Bedeutung und kultureller Wert
Die „Red and White Lame“-Variante ist nicht nur ein attraktiver Aquarienfisch, sondern auch Teil einer langen Tradition japanischer Zierfischzucht. Durch den Bezug zu klassischen Koi-Musterungen hat diese Linie auch außerhalb der Medaka-Szene Aufmerksamkeit erlangt. Auf Ausstellungen in Japan werden Tiere dieser Art hoch bewertet, wenn Farbkontrast, Körperform und Schuppenstruktur harmonisch zusammenspielen.
Göße min.: | 4 |
Größe max.: | 5 |
Härte (GH): | 5-20 |
Vermehrung / Zucht: | einfach |
Härte (KH): | 5-20 |
optimale GH: | 5-20 |
optimale KH: | 5-20 |
optimale Temperatur: | 22-26 |
Temperatur: | 4-26 |
Verhalten: | Paar- oder Harembildung Gruppentier |
Schwierigkeit: | einfach |
pH: | 6.5-8.0 |
Aquariengröße: | ab 60cm / ca. 54 Liter |